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  Am 10. August 1954 ist der zweite Auftritt im "Overton Park Shell". Elvis bekommt dieses Mal Ärger, weil er nicht der Musikergewerkschaft AFM angehört und die ihn nicht auf die Bühne lassen will. Nach schier endlosen Verhandlungen und vielem guten Zureden und nachdem er sich als Mitglied hat einschreiben lassen, ist diese Hürde genommen, und Elvis darf endlich singen.
Die Nachmittagsveranstaltung verursacht allerdings keine großen Begeisterungsstürme, denn er singt brave, gutgesungene, aber doch langweilige Country-Lieder. Der Applaus ist nur mäßig. Elvis, einigermaßen enttäuscht, weiß sich keinen Rat. Er geht zu seinen Eltern hinüber, die ihn mit Sam Philipps, Marion Keisker und dem WHBQ-Diskjockey Dewey Philipps begleiten.

Dewey Philipps später: "Elvis wußte sich keinen Rat. Er hatte das Gefühl, einfach nicht anzukommen. Nun, ich riet ihm, diese langsamen Schnulzen wegzulassen und statt dessen eines seiner schnelleren Stücke zu bringen. Er machte das, als er am Abend wieder dran war. Er sang seine schnellen Titel. Es war unglaublich - die Leute flippten völlig aus."
Wahrscheinlich weniger der Musik als der Bewegungen des jungen Sängers wegen. Denn Elvis bewegt seine Hüften nicht, wie die Countrysänger das damals auch schon mal machten, im Rhythmus von links nach rechts, sondern von hinten nach vorn. Er greift sich das Mikrofon, knickt in den Knien ein, stöhnt - es war fast eine Sex-Show.
Der Erfolg ist so groß, dass Webb Pierce - der nach Elvis auftreten soll - nicht mehr auf die Bühne braucht.

Elvis wird sich allmählich klar darüber, dass seine Bewegungen beim Singen einen umwerfenden Einfluss auf das Publikum haben - vor allem auf die weiblichen Teenager. Wenn er auf der Bühne zuckt, dann verwandeln sich die Mädchen im Parkett in kreischende, hysterische Wesen.
Nie zuvor hatte ein Sänger in Amerika ähnlich unkontrollierte Begeisterung bei seinem Publikum ausgelöst. Es dauert gar nicht mehr lange, da verlieren die Teenager ihre Fassung schon, bevor Elvis überhaupt den ersten Ton gesungen hat - es genügt schon, dass sie ihn sehen.

Am 19. August 1954 beginnt die zweite Aufnahme-Session in den Sun-Studios. Es wird dabei nur ein einziger Titel mit dem Namen "Blue Moon" (Elvis - 'Blue Moon' #1 vom 19.8.1954 / Elvis - 'Blue Moon' #2 vom 19.8.1954) in zwei Takes eingespielt.


 
 
Das kürzlich wieder entdeckte Session-Tape von 'Blue Moon'
 
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Elvis hat jetzt Engagements für mehrere Tage in der Woche. Er tritt in den Clubs "Eagle's Nest Club" und "Bel Air Club" in Memphis auf. Im "Eagle's Nest Club" spielen am Wochenende vornehmlich Bands vom Lande Tanzmusik. Die Auftritte im "Bel Air Club" sind für Elvis und seine Band meistens entäuschend. Die Gäste sehen ihn an, als würden sie ständig fragen 'Was zum Teufel tust du denn da?'. In diesem Club tanzen keine Teenager.
Elvis ist zwar tief enttäuscht, glaubt aber weiter fest an die Zukunft seiner kleinen Band und wird sogar für den 21. August 1954 in Gladewater/Texas gebucht. Es folgt ein weiteres Konzert im "Magnolia Gardens" in Houston/Texas.

Am 28. August 1954 zeichnet sich ein kleiner Erfolg ab. Die Musik-Zeitschrift "Billboard" berichtet, dass in der Woche, die am 18. August 1954 endet, "Blue Moon of Kentucky" in der Rubrik "Country & Western Territorial Best Sellers" in Memphis auf dem dritten Platz steht.
Am 29. August folgt ein Konzert im Kennedy Hospital, Gerwell Road in Memphis Tennesse.

Aber der bisherige Erfolg lässt auch einen großen Traum in Erfüllung gehen. Sam Phillips vermittelt Elvis, Scotty und Bill ein Engagement in der legendären "Grand Ole Opry" in Nashville/Tennessee.


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