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Zu
Beginn der fünfziger Jahre ist der Swing bei den Erwachsenen noch immer
die Musik, die am besten ankommt. Die meisten Jugendlichen wachsen auf wie
Elvis - verhätschelt, von der Mutter verwöhnt und in den Augen der Eltern
eben die Kinder. Niemand interessiert sich wirklich dafür, was sie fühlen
und was sie sich wünschen. Die alten Stars der vierziger Jahre sind für
die Jugendlichen inzwischen alte Leute. Die Musik ist die Musik der Erwachsenen.
Auf Schulfesten und Partys wird Jitterbug getanzt, ein getanzter Vorläufer
des Rock 'n' Roll. Die Weißen wenden sich dem Dixieland-Jazz zu, während
die schwarzen Jugendlichen mehr den Rhythm & Blues bevorzugen. Clubs und
Lokale, in denen man sich treffen kann, gibt es nicht viele. Die Eltern
schuften für das tägliche Brot, und Amerika engagiert sich in Korea.
Niemand kann sich vorstellen, etwa einen 18-jährigen als Platten- oder TV-Star
zu feiern. Die wenigen neuen Interpreten fallen dabei gar nicht ins Gewicht.
1949 hat der damals 21-jährige Fats Domino aus New Orleans seine ersten
Erfolge mit der Rhythm & Blues-Platte "The Fat Man" ().
Aber Fats Domino ist schwarz.
In Chicago versucht sich Chuck Berry an einer neuen Musikrichtung ().
Er wagt es erstmals, in seinen Songs offen von Liebe zu singen. Das ist
im prüden Amerika der fünfziger Jahre absolut nicht üblich. Auch Chuck Berry
ist schwarz.
Sie alle haben zwar einen gewissen Bekanntheitsgrad, der aber lediglich
eine lokale Bedeutung in wenigen Clubs und bei wenigen Jugendlichen hat.
Es fehlt einfach der Name und der Typ, der dieser Musik ein Gesicht gibt,
der zum Idol wird, durch den diese neue Musik mehr wird, als nur eine kurzlebige
Modesache wie der Jitterbug.
Lange bevor Elvis berühmt wird, gibt es den Rock 'n' Roll schon - es kennt
nur niemand diese Bezeichnung. Interpreten, die heute längst vergessen sind,
sind die Musiker der ersten Stunde.
Roy Brown singt "Good Rockin' Tonight" ()
, The Ravens bringen schon 1948 "Rock Me All Night Long" ()
auf den Markt. 1951 ist es Gunter Lee Carr, der "We're Gonna Rock" ()
singt. Sie alle kommen gut an, haben Erfolge, weil sie mit ihren Texten
sexuelle Tabus aufgreifen, nicht mehr länger von romantischen Mondscheinnächten
mit Händchenhalten singen, sondern die Liebe als das bezeichnen, was sie
heute auch noch ist.
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