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Doch Colonel
Tom Parker kann niemand etwas vormachen. Ausgerüstet mit der Nase
eines Spürhundes ahnt er recht frühzeitig, dass sich in Memphis
ein excellentes Geschäft anbahnt. Er lässt Oscar Davis deshalb
nicht mehr aus den Augen. Zur allseitigen Überraschung begleitet
er Oscar Davis zu dem Treffen mit Elvis und Bob Neal.
Wer aber
ist dieser legendäre Mann, der Elvis' Leben in einer nie dagewesenen
Art und Weise beeinflussen wird ? Der Mann, der die Ware Elvis bis zu
dessen frühen Tod und auch darüber hinaus total vermarktet und
der dem Menschen Elvis Presley seinen Stempel aufdrückt.
Colonel Thomas Andrew Parker, von Gestalt fleischig, plump, plattfüßig,
ist nur ein "Colonel h. c.". Verliehen hatte ihm den Titel Frank
G. Clements, der frühere Gouverneur von Tennessee. Niemand weiß
bis heute, welche Verdienste Tom Parkers diese Auszeichnung überhaupt
gerechtfertigt haben.
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Tom Parker ist, als er Elvis Presley zum ersten Mal begegnet, fünfundvierzig
Jahre alt und bereits unglaublich abgebrüht. Als Presseagent, Promoter
und Manager von Country-Sängern verdient er sich seinen Lebensunterhalt.
Auch kleinere Betrügereien haben ihn bisher nicht abgeschreckt. So
wird erzählt, dass er einmal Spatzen mit gelber Farbe besprühte
und sie dann als Kanarienvögel verkaufte.
Aus seiner Sicht hört sich sein Lebenslauf so an: "Ich wurde als
Sohn von Schaustellern in West Virginia geboren. Sie starben, als ich ein
Kind von gerade neun Jahren war. Mein Onkel, auch er war auf Jahrmärkten
beschäftigt, nahm mich bei sich auf. So wurde ich auf Rummelplätzen,
Jahrmärkten und unter Zirkuszelten groß. Ich bin damals mit dem
'Grand Parker Pony Circus' im ganzen Süden herumgekommen. Ob als Farmhelfer
oder Tellerwäscher, als Pferdetreiber oder Würstchenverkäufer,
ich machte einfach alles, um nicht zu verhungern. Es waren schwere Jahre.
Aber ich habe niemals Angst gehabt, mir die Finger schmutzig zu machen."
Eine allzu romantische Geschichte, die aber nicht unbedingt der Realität
entspricht. Die Wirklichkeit sieht doch ein klein wenig anders aus. Geboren
wurde Tom Parker am 26. Juni 1909 in Breda (Holland) als Andre van Kuyk.
Er ging 1929 nach England, dann für einige Zeit auf die Westindischen
Inseln. Von dort kam er in die USA. Hier soll er in der Tat auf Jahrmärkten
und Rummelplätzen gearbeitet haben. Er reiste mit einer eigenen Pony-
und Affennummer. Er hatte damals Einfälle, über die man heute
doch schmunzeln muss. So mietete er beispielsweise eine Wiese direkt vor
dem Eingang eines Rummelplatzes mit Zirkus und trieb Kühe auf die Wiese.
Die Zuschauer besuchten den Rummel und mussten abends zurück über
die Wiese gehen. Zu diesem Zeitpunkt war die Wiese aber von den Kühen
regelrecht zugeschissen worden. Nun gab es zwei Möglichkeiten. Entweder
man ging eine viertel Meile durch die Kuhfladen oder man mietete für
25 Cent ein Pony von Tom Parker.
Den täglichen Kampf gegen den Hunger hatte er schnell satt. Deshalb
meldete sich Andre 1931 zur US-Armee. Fünf Jahre später, 1936,
musste er schon wieder entlassen werden, denn eine Rückenverletzung
hatte ihn für die soldatische Laufbahn untauglich gemacht.
Jetzt halfen dem Ex-Soldaten die kleinen Tricks und Schliche, die er in
seiner Landfahrerzeit kennen gelernt hatte. Er zog mit einer Art "Wundermedizin"
namens "Hadacol" im Süden umher, die angeblich Rheuma und
Gicht, Haarausfall und Zahnschmerzen, Kopfweh und Schwangerschaftsbeschwerden
beseitigen konnte und auch als Likör zu verwenden war.
Der Colonel heiratete im Jahre 1940 und wurde in Tampa, Florida, heimisch,
wo er Country-Music-Shows vermittelte. Er rauchte ständig Zigarren.
In der ersten Zeit war ein erfolgreicher Tag immer dann, wenn er auf der
Straße einen Zigarrenstummel fand, den man noch weiterrauchen konnte.
Allmählich knüpfte er auch Kontakte zu Hillbilly-Stars wie Minnie
Pearl ( )
oder Roy Acuff ( ).
Dann machte ihm Eddy Arnold, 1940 einer der aufgehenden Sterne am Country-Himmel,
ein Angebot.
Parker sollte für eine Arnold-Tournee die Vorauswerbung machen. Der
Colonel tat das so erfolgreich, dass Arnold ihn zu seinem persönlichen
Manager erkor. Ein guter Griff.
Schon 1944 handelte Parker für ihn einen lukrativen Vertrag mit RCA
aus, und etliche RCA-Arnold-Platten wurden Hits. Allein "Bouquet of
Roses" ( )
verkaufte sich 1947 eine Million mal - Eddie wurde damit der regierende
Country-König.
Einmal allerdings wurde Arnold krank und somit guter Rat teuer. Tom Parker
erfand in dieser Zeit "Die tanzenden Hühner des Colonel Tom Parker".
Er hatte in einem Käfig unter einer Schicht Heu einige Kupferdrähte
versteckt, die an einen Elektroherd angeschlossen waren. Sobald er den Herd
einschaltete, fuhr der Strom in die Drähte und den wild flatternden
Hennen in die Leiber. "Sie tanzen Charleston auf Kommando", pflegte
Parker dieses erstaunliche Schauspiel zu erklären. Diese Show zeigte
er zwei Tage lang, bis Arnold wieder singen konnte.
Parker tat nichts ohne alle Seiten vorher genau betrachtet zu haben. So
mußten alle Schausteller auf den Rummelplätzen 20 Dollars Steuern
zahlen. Dies galt jedoch nicht für Betreiber von Viehausstellungen
- nun ja - Hühner zählen natürlich auch dazu.
Zehn Jahre lang war das Gespann Arnold/Parker unzertrennlich. Dann, im Frühjahr
1950, gab's Ärger. Arnold trennte sich von seinem Manager und Parker
war damit arbeitslos. Aber Parker wäre nicht Parker, hätte er
sich nicht durch einen Trick aus seiner Lage befreit.
Fast alle Künstler wurden durch die "Grand Ole Opry" engagiert
und auf Tournee geschickt. Ein unabhängiger Manager hatte es sehr schwer.
Also setzte sich der Colonel in den Warteraum der "Opry" und spielte
mit einigen seiner Kumpels das "Manager-Spiel". Er benutzte das
Telefon in der Lobby und stellte imaginäre Tourneen durch die Südstaaten
zusammen. Natürlich mussten die anwesenden Künstler glauben, ihnen
entgehe ein wichtiges Geschäft. So drängelten sie sich geradezu
nach Verträgen mit dem Colonel.
Einige Monate später war Tom Parker wieder auf die Beine gekommen und
betreute nun auch den Country-Sänger Hank Snow als Manager. Und dies
wiederum mit großem Erfolg, denn Hank Snow verdrängte schon bald
den amtierenden Country-König Eddie Arnold vom Thron der Country-Music.
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